Liebe statt Hass. Haltung statt Wegschauen.

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Wir leben in einer Zeit, in der sich vieles verändert – leider nicht immer zum Guten. In Deutschland nehmen antisemitische Vorfälle zu. Queerfeindlichkeit, Rassismus und rechte Hetze werden wieder lauter. Worte, die wir lange mit der Vergangenheit verbunden haben, sind plötzlich wieder Teil unserer Gegenwart: Deportationen, Remigration, Nationalstolz, der andere ausschließen soll.

Vielleicht hast Du – wie ich – manchmal Angst. Vielleicht fragst Du Dich, was Du tun kannst, wenn Du Dich machtlos fühlst gegenüber dem, was auf den Straßen, in den Medien und in der Politik passiert.

Aber wir sind nicht machtlos. Ihr seid Eltern. Ihr seid Pädagog*innen. Wir sind die Menschen, die Kindern zeigen, wie die Welt funktioniert – und wie sie sein könnte.

Was Kinder brauchen, um Vielfalt zu leben

Kinder kommen nicht mit Vorurteilen auf die Welt. Sie lernen, indem sie uns beobachten.
Wenn wir mit Offenheit sprechen, mit Respekt handeln und mit Empathie zuhören – dann lernen sie genau das.

Wenn wir ihnen sagen, dass jeder Mensch wertvoll ist – unabhängig von Herkunft, Religion, Identität oder Aussehen – dann werden sie diesen Wert verinnerlichen.
Wenn wir Geschichten erzählen, die Vielfalt feiern, Bücher lesen, in denen queere Menschen vorkommen, jüdische Feste erklären, Schwarze Held*innen sichtbar machen – dann prägt das ihr Weltbild.

Es reicht nicht, nicht rechts zu sein. Wir müssen aktiv für Menschenwürde einstehen.

Radikalisierung fängt früh an – und endet oft auf der Straße

Was wir lange für undenkbar hielten, passiert inzwischen regelmäßig:
Immer mehr Jugendliche und sogar Kinder bekennen sich offen zum rechten Spektrum. Sie teilen menschenverachtende Inhalte auf Social Media, imitieren rechtsextreme Symbolik – und manche greifen sogar zu Gewalt.

Es sind Minderjährige, die auf offener Straße Menschen jagen, bedrohen, schlagen.

Diese Kinder werden nicht so geboren. Sie wachsen hinein in ein Klima der Entwertung. Sie hören, wie über „die da“ gesprochen wird. Wie Fremdes schlechtgeredet, Queeres lächerlich gemacht oder Vielfalt als Bedrohung dargestellt wird.
Oft zuhause, oft im Netz – aber auch auf dem Schulhof.

Wir müssen diesen Entwicklungen früh etwas entgegensetzen. Nicht erst, wenn es zu spät ist.

Zwischen Überforderung und Ausgrenzung – was in Kitas und Schulen passiert

Ich höre es immer wieder – auch von Menschen, die eigentlich mitten im Leben stehen, die Kinder lieben, die ihre Arbeit mit Herzblut machen:

„Es sind einfach zu viele. Wir brauchen weniger Kinder mit Migrationshintergrund in unseren Kitas.“
„Wir können das nicht mehr auffangen. Die Eltern sprechen kaum Deutsch. Wir kommen an unsere Grenzen.“

Diese Sätze tun weh – gerade weil sie oft nicht aus bösem Willen gesagt werden, sondern aus Überforderung. Und trotzdem müssen wir hinschauen. Denn solche Gedanken sind nicht harmlos. Sie normalisieren Ausgrenzung. Sie verschieben Grenzen des Sagbaren. Und sie öffnen die Tür für rechtes Denken – auch wenn das gar nicht die Absicht ist.

Ich möchte Dir – wenn Du selbst manchmal so fühlst – nicht mit Vorwürfen begegnen. Sondern mit Mitgefühl und Verantwortung.

Ja, unser Bildungssystem ist überlastet. Ja, wir brauchen mehr Personal, mehr Unterstützung, bessere Strukturen.
Aber was wir nicht brauchen, ist ein „Zurück zu deutschen Kitas“.

Wir brauchen Orte, an denen Kinder Vielfalt erleben – auch wenn das anstrengend ist.
Und wir brauchen Pädagog*innen, die bereit sind, diese Herausforderungen nicht den Kindern anzulasten, sondern politisch laut zu werden.

Kinder spüren, was wir ausstrahlen

Wir müssen keine Politikexpert*innen sein.
Aber wir können klare Haltung zeigen:

  • Wenn in der Kita ein anderes Kind „komisch“ genannt wird – fragen wir nach, wieso.
  • Wenn auf dem Spielplatz jemand beleidigt wird – sagen wir was.
  • Wenn unsere Kinder fragen, warum Menschen andere hassen – geben wir ehrliche, kindgerechte Antworten.

Unser Zuhause ist der erste Ort, an dem Demokratie gelebt wird

Ihr entscheidet, wie Euer Familienklima aussieht. Ob Vielfalt dazugehört. Ob über Gefühle gesprochen werden darf. Ob Unterschiede willkommen sind.
Demokratie beginnt im Kleinen: beim Zuhören, beim Mitentscheiden, beim Streiten und Versöhnen.

Gegen rechts sein heißt: Für Menschlichkeit sein. Jeden Tag.

Du musst keine Demo organisieren. Du musst kein politisches Statement posten – obwohl das natürlich auch wichtig ist.
Aber Du kannst jeden Tag deinen Kindern vorleben, dass Ausgrenzung nie okay ist.
Dass es Mut braucht, sich auf die Seite der Schwächeren zu stellen.
Und dass wir viele sind – auch wenn es manchmal nicht so scheint.

Denn: Kinder gestalten Zukunft. Und wir gestalten Kinder.

Lasst uns gemeinsam eine Generation großziehen, die keine Angst vor Vielfalt hat.
Sondern sie liebt.
Verteidigt.
Und schützt.

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