Menschen für die Zukunft

Meistens denken wir an die Vergangenheit oder die Gegenwart. Jedoch fehlt uns all zu oft der Blick in die Zukunft. Ehrlich gesagt, ist dies auch nicht so leicht. Es ist viel einfacher, wenn wir ein Geschichtsbuch öffnen und darin schauen, was schon gewesen ist, als in die Zukunft zu schauen.

Schon in meiner Schulzeit war Geschichte mein Lieblingsfach. Damals faszinierte mich, wie die Menschen in den unterschiedlichsten Epochen gelebt haben und was sie beschäftigte. Auch heute noch liebe ich es, mich mit unserer Vergangenheit auseinander zu setzen. Betritt man mein Wohnzimmer, entdeckt man das ein oder andere Buch mit historischen Inhalten. Meine Faszination hat sich jedoch geändert. Ich schaue vor allem danach, wie die Menschen damals Veränderungsprozesse hervor gerufen haben. Ich kann Euch sagen, dass nicht jede Veränderung gleich geliebt wurde und sich häufig über viele Jahre etablieren musste. Voraussetzung war natürlich, dass diese auch Sinn für die Menschen machte und Fortschritt brachte. Aber was bedeutet eigentlich Fortschritt? Kann dieser Fortschritt nicht auch gefährlich für uns sein?

Hier gibt es von mir ein großes JA! Fortschritt kann gefährlich für uns sein, in dem wir dadurch beispielsweise für die Zerstörung unseres Planeten sorgen oder ganze Völker ausrotten. Allerdings können wir jeden Fortschritt auch zugunsten allen Lebens einsetzen. Jedoch brauchen wir dafür Menschen, die genau diese Kompetenzen besitzen.

Als Pädagogin sehe ich mich als Impulsgeberin für die Zukunft. Ich sehe meinen Auftrag darin, bildungspolitische Entscheidungen, sowie die Inhalte und Methoden, welche den Kindern vermittelt werden, kritisch zu betrachten. Mit Blick auf die Zukunft macht es in meinen Augen wenig Sinn, wenn alle Kinder nach dem gleichen Schema ausgebildet werden. Ist es in Euren Augen nicht auch merkwürdig, wenn sich sogar die Denkweisen der Kinder nicht unterschiedlich ausprägen können, da ja alle mit den gleichen Inhalten konfrontiert werden? Versteht mich nicht falsch. Natürlich brauchen wir eine gemeinsame Grundlage und beispielsweise Kulturtechniken wie das Lesen oder ein Verständnis von Zahlen. Allerdings bin ich fest der Meinung, dass wir verstärkt nach Potentialen und Leidenschaften der Kinder schauen sollten. Für unsere Zukunft ist es kein Mehrwert, wenn Kinder Dinge auswendig lernen, zu denen sie keinen Bezug haben und die sie in ihrem Leben nie anwenden werden. Ganz nebenbei zu erwähnen ist die Bewertung von Kindern oder auch erwachsen Menschen in Form von Noten. Wenn wir Menschen prägen wollen und ihre Begabungen für uns nutzen wollen, sollten wir in ihre Leidenschaften und Interessen investieren und nicht für Dinge sanktionieren, mit denen sie sowieso im Konflikt stehen oder einfach nur kein Herz dafür haben.

Wahrscheinlich entsteht bei Euch gerade ein großes Fragezeichen? Das kann ich verstehen, da wir leider in den meisten Fällen keine Erfahrung damit haben, wie wir unser Bildungssystem zukunftsfähig machen.

Im Folgenden möchte ich auf ein paar Kompetenzen eingehen, die wir Kindern mit auf den Weg geben müssen:

1. Kinder sollten von Anfang an erfahren, dass ihre Meinung gehört wird und wichtig ist. Sie sollen zu mündigen und kritisch denkenden Erwachsenen heranwachsen dürfen. Wir müssen ihnen signalisieren, dass sie mit ihrem Handeln Einfluss auf ihr und das Leben anderer Menschen haben dürfen.

2. Jeder Mensch sollte mit offenen Armen und großen Herzen empfangen werden. Der wahrscheinlich einfachste Weg dahin, ist es selbst zu erleben. Wachsen Kinder in diesem wunderbaren Gefühl der Sicherheit auf, ist die Chance groß, dass sie selbst zu diesen wunderbaren Menschen heranwachsen. Kinder müssen erfahren, dass alle Menschen wertvoll sind. Egal, wo sie herkommen. Ich bin mir ganz sicher, dass dies uns den Weltfrieden ein Stück näher bringt.

3. Wie schön und befreiend ist der Gedanke, dass wir unabhängig von materiellem Besitz sind? Hierbei meine ich nicht, dass wir auch Dinge besitzen dürfen, die wir einfach zum leben brauchen. Viel mehr denke ich hier an materielles, welches wir mit anderen Menschen teilen können. Diese Lebensform ist in meinen Augen unausweichlich, wenn wir die Ressourcen unseres Planeten in Zukunft nicht mehr so stark ausbeuten wollen.

4. Die Denkweisen der Menschen sind für mich ein sehr großes Thema, über welches ich einen großen Aufsatz schreiben könnte. Hier eine kleine Gedankensammlung: Kinder müssen lernen, dass nicht alles, was sie erfahren auch der Wahrheit entspricht. Daher ist es wichtig, dass sie lernen in verschiedene Richtungen zu schauen und unterschiedliche Perspektiven in Betracht ziehen. Dies ist nicht leicht, da vor allem junge Kinder häufig noch wenige unterschiedlichen Meinungen ausgesetzt sind. Vor allem ist ihre Meinungsbildung normalerweise von der Beziehungsqualität zu ihrem Gegenüber abhängig. Darum ist es so wichtig, dass Kinder eine gute Beziehung zu den unterschiedlichsten Menschen und somit ihren Meinungen haben.

Ihr Lieben!

Meine Liste, welche Fähigkeiten die Menschen für die Zukunft benötigen, ist noch so lang. Hierzu gehören u.a. der Umgang mit digitalen Medien und weitere Fertigkeiten in diesem Zusammenhang. Ich könnte noch mehr über Diversitätsbewusstsein und dem Demokratieverständnis schreiben. Genau so relevant sind Kreativität und Lösungsorientierung. Wahrscheinlich merkt ihr es schon selbst. Es gibt noch so Vieles, was ich Euch mit auf den Weg geben möchte. Einige Themen bearbeite ich gerade stärker und werde sie natürlich mit Euch teilen, wenn die Zeit gekommen ist. In diesem kleinen Artikel habe ich ein paar erste Gedanken zusammen gefasst und möchte Euch ermutigen, diese mit in den Alltag mit Kindern zu bedenken und vielleicht sogar zu integrieren. Es wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern, bis Kinder nicht mehr nur nach Schema- F und den Interessen des heutigen wirtschaftlichen Geistes ausgebildet werden. Jedoch bin ich mir sicher, dass wir die Veränderungen in unseren Händen haben und ein Stück weit allen Kindern mit auf den Weg geben können. Dabei ist die Herkunft und die Art der Begabung der Kinder ziemlich egal. Alle sind ein Teil der Welt und warten nur darauf, ihre Spuren zu hinterlassen.

Eure Marie

Studieren für die Kita?

Hoch qualifiziert, jedoch nicht wirklich gebraucht – KindheitspädagogInnen

Nach einigen Jahren meiner Tätigkeit als Erzieherin, wollte ich mich im Bereich der frühen Bildung unbedingt weiter entwickeln. Das Berufsfeld interessiert mich und die Verbesserung von Qualität in diesem Bereich war in aller Munde. Es stand schnell fest, dass ich auf jeden Fall einen akademischen Abschluss erwerben wollte, welcher mich für mehr Aufgaben im Arbeitsfeld qualifiziert.

Also entschloss ich mich dazu, Bildung und Erziehung im an der Alice Salomon Hochschule zu studieren. Im Studium dann die teilweise Langeweile auf. In vielen Modulen kam das Gefühl auf, dass ich die Ausbildung zur Erzieherin wiederhole, da sich die Inhalte mit denen der ErzieherInnenausbildung gleichen. Auf den ersten Blick schien ich eigentlich umsonst zu studieren. Ich fragte mich, was meine weitere Qualifizierung von der Vorherigen unterscheidet. Im Nachhinein kann ich jetzt jedoch sagen, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat und ich andere Kompetenzen als die, welche ich bereits hatte, erworben habe. Ich bearbeite und hinterfrage pädagogische Themen viel intensiver, versuche neue Wege zu gehen und bin in meinen Kompetenzen gestärkter. Da im Studium zum/ zur KindheitspädagogIn nicht nur pädagogische Themen bearbeitet werden, sondern das gesamte Bild wie z.B. Bildungsfinanzierung, politische Rahmenbedingungen oder aktuelle gesellschaftliche Debatten einbezogen werden, erklärten sich für mich Zusammenhänge, bzw. ein vernetztes Denken. Dies hat mir auf jeden Fall der wissenschaftlichere Zugang zu einzelnen Themenfeldern ermöglicht.

Nach dem Studium kam schnell die Ernüchterung. Betrachtet man die diversen Stellenausschreibungen im Feld, ist die Berufsbezeichnung der KindheitspädagogInnen kaum zu finden. In der Regel findet man die unterschiedlichsten Stellen für ErzieherInnen. Manchmal findet man aber auch, dass ErzieherInnen und oder KindheitspädagogInnen gesucht werden. Natürlich für gleiche Stellenprofile und ebenso selbe Bezahlung. Dies, sowie die nicht immer guten Arbeitsbedingungen führen dazu, dass viele hoch motivierte und ausgebildete Fachkräfte den Einrichtungen den Rücken kehren.

Dass ein Großteil der Absolventen der kindheitspädagogischen Studiengänge später nicht im Berufsfeld verbleibt, scheint niemanden zu interessieren. Tatsächlich frage ich mich, wie es passieren kann, dass deutschlandweit Milliarden Euro in diese Studiengänge investiert werden, wenn die Absolventen doch verprellt werden. Es ist ein Fass ohne Boden! Der Aufbau dieser Studiengänge war Anfang der 2000 -er gut gemeint, indem nach Bezeichnung der Kampagne „Profis“ in die Kitas kommen sollten. Dies sollte die Qualität im frühpädagogischen Bereich stärken und verbessern. Jedoch kommt diese in den Einrichtungen kaum an, da die Abgänger nach dem Studium keine Lust auf Ausbeute und nicht vorhandene Wertschätzung haben. Wie kann es sein, dass dieser Zustand existiert und keine konkreten Stellen für KindheitspädagogInnen geschaffen werden? Ideen gibt es ja diverse, umsetzen will sie aber keiner. Es kostet ja Geld! Ich schlage vor, dass die Studiengänge für KindheitspädagogInnen wieder abgeschafft werden, dann braucht auch nicht weiter in diese verschwendet werden. Wollen wir meiner provokanten Aufforderung wirklich folgen? Oder werden endlich mal Stellen geschaffen, welche den hohen Anforderungen an den Studienabschluss gerecht werden?

Liebe Leser! Ich denke, dass wir alle wissen, welchen hohen Stellenwert die frühkindliche Bildung für die Zukunft unserer Gesellschaft hat. Schon jetzt werden diverse Potentiale einfach nicht genutzt. Jeder Tag, an dem Begabungen, Talente und Leidenschaften nicht genutzt und gefördert werden, ist in meinen Augen ein verlorener Tag. Vor allem dann, wenn ich an die Zeitfenster der kindlichen Entwicklung denke.

Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, geht es mir nicht darum, die ausgebildeten ErzieherInnen und die akademisch ausgebildeten KindheitspädagogInnen gegenüber zu stellen. Mein Herz brennt für eine multiprofessionelle Kitalandschaft mit den unterschiedlichsten Menschen, die ihre Leidenschaften und Begabungen mitbringen. Vielleicht geht es auch gar nicht darum, welchen Abschluss diese Menschen haben. Ich trage die Gewissheit in mir, dass wir Menschen brauchen, die Kinder für etwas begeistern können. Wenn ein Kind be-geistert wird, kann es seine eigenen Begabungen entdecken und so mit in die Welt tragen.