Heute möchte ich ein Thema ansprechen, das mir sehr am Herzen liegt. Oft denke ich darüber nach, wie Kinder die Welt sehen und wie wir sie auf ihrem Weg begleiten können. Neulich hatte ich ein Gespräch mit einem Kind, die mich zum Nachdenken gebracht hat – vielleicht geht es Euch ähnlich.
Ein Kind sagte zu mir: „Putin ist böse.“ Diese unerwartete Aussage hat mich nachdenklich gemacht. Woher kommt so eine Einschätzung? Wie kann ein Kind im Alter von vier oder fünf Jahren zu einer solchen Meinung gelangen?
Kinder sind unsere Spiegel
Wir wissen alle, dass Kinder unglaublich aufnahmefähig sind – sie nehmen die Worte, Stimmungen und Eindrücke von Erwachsenen und den Medien auf wie Schwämme. Wenn ein Kind so etwas sagt, spiegelt es oft nur das wider, was es gehört hat. Aber wie viel davon ist tatsächlich ihre eigene Meinung und wie viel ist übernommen?
In diesem Moment wurde mir klar, wie stark wir Erwachsenen die Wahrnehmung der Kinder prägen. Sie beobachten uns, versuchen, die Welt zu verstehen, und nehmen vieles einfach hin. Doch wie oft reflektieren wir darüber, welche Auswirkungen unsere Worte und Taten auf sie haben?
Unsere Verantwortung als Vorbilder
Egal, ob Eltern, Pädagog*innen oder Menschen, die regelmäßig mit Kindern zu tun haben – wir alle sind Vorbilder. Dies bringt eine große Verantwortung mit sich. Kinder vertrauen uns und übernehmen vieles, was wir sagen, oft ohne es zu hinterfragen. Das ist normal, doch wir sollten uns bewusst machen, wie wir mit diesem Vertrauen umgehen.
Vielleicht denkt Ihr jetzt: „Kinder sind zu jung für eine echte politische Meinung.“ Doch Kinder sind oft klüger, als wir annehmen! Sie sehen die Welt in einfachen Kategorien wie Gut oder Böse, Freund oder Feind. Das ist ein natürlicher Teil ihrer Entwicklung und ein wichtiger Schritt, um die komplexe Welt zu verstehen.
Kleine Denker in großen Themen
Ihr kennt das bestimmt: Kinder sind äußerst neugierig und wollen die Welt um sich herum entdecken. Sie stellen Fragen und entwickeln eigene Meinungen, auch zu komplexen Themen.
Wenn ein Kind sagt: „Putin ist böse“, hat es möglicherweise nicht den gesamten geopolitischen Kontext verstanden. Es spürt jedoch, dass etwas nicht stimmt, und beobachtet die Reaktionen der Erwachsenen. So entsteht eine Aussage – nicht nur Nachplappern, sondern ein Versuch, die Welt zu ordnen.
Die Herausforderung für Erwachsene
Der Weg zu einer fundierten Meinung ist nicht nur für Kinder herausfordernd. Auch wir Erwachsenen stehen oft vor der Schwierigkeit, uns eine objektive Sichtweise zu bilden. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass unsere Informationen größtenteils von Medien abhängen, die nicht immer neutral berichten. Unsere Ansichten können leicht von der Art und Weise beeinflusst werden, wie Informationen präsentiert werden. Dies führt dazu, dass auch wir manchmal einfache Kategorien durch unsere mediale Prägung übernehmen und komplexe Themen nur oberflächlich verstehen.
Wie können wir die Kinder unterstützen?
Hier kommen wir ins Spiel. Wenn Kinder solche Dinge äußern, haben wir die Möglichkeit, sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Wir sollten ihnen zuhören, ihre Fragen ernst nehmen und sie ermutigen, weiterzudenken. Stellt Fragen wie: „Warum denkst du das?“ oder „Was hast du darüber gehört?“ So verstehen wir ihre Gedankengänge und begleiten sie.
Wir müssen uns auch bewusst sein, dass wir einen großen Einfluss auf ihre Meinungsbildung haben. Oft lenken wir sie unbewusst in eine bestimmte Richtung. Deshalb ist es wichtig, den Kindern Raum zu geben, ihre eigenen Gedanken zu entwickeln, ohne ihnen unsere Ansichten aufzudrängen.
Gemeinsam die Zukunft gestalten
Denkt daran: Kinder sind keine passiven Zuschauer in der Welt. Sie sind aktive Gestalter mit eigenen Ansichten – das ist wunderbar! Wenn wir ihnen zuhören, sie ernst nehmen und ihnen helfen, ihre Meinungen zu formen, tragen wir dazu bei, dass sie selbstbewusste, reflektierte Erwachsene werden.
Lassen wir uns inspirieren, Kindern nicht nur Antworten zu geben, sondern auch Fragen zu stellen. Lassen wir sie nicht nur belehren, sondern ermutigen wir sie, ihren eigenen Weg zu finden. Denn das ist es, was sie brauchen, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Wenn wir selbst kritisch mit den Informationen umgehen, die uns erreichen, können wir ihnen auch beibringen, wie sie nachhaltig reflektieren und Meinungen entwickeln können.
Eure Marie